Mit Kindern sind Veloreisen nicht das Gleiche? Stimmt. Denn sie sind grundsätzlich noch viel erlebnisreicher und werden intensiver wahrgenommen, weiss Veloplus-Mitarbeiter Olivier Staub. Mit seiner Frau Carmen Isele fuhr er 1992 erstmals mit einem Tandem-Velo nach Norwegen und Schweden. Zurück aus diesem Abenteuer waren die beiden Abenteuersuchenden so begeistert vom Tourenfahren mit dem Tandem, dass sie sich entschieden, ihre Arbeitsstellen zu kündigen, um der Schweiz für eineinhalb Jahre den Rücken zu kehren und mit dem Velo von Hongkong bis Neuseeland zu radeln. Später folgten weitere Abenteuer, die zusammengezählt über 4 Jahre und 50'000 Kilometer ergaben.
Als die Kinder Radheya (14) und Suleila (12) auf die Welt kamen, wurden die Reisen etwas kürzer, jedoch nicht minder spannend. Denn geblieben sind die jährlichen Velo-Abenteuer, nun einfach mit der ganzen Familie. Wie Kinder motiviert werden, welche Herausforderungen es zu bewältigen gilt und welche Glücksgefühle entstehen: Die Familie Staub Isele hat 10 Tipps für Veloferien mit der Familie.
Ihr radelt Jahr für Jahr mit Kind und Kegel in die Veloferien. Wie verändert sich das Reisen mit dem Velo und Kindern?
Die Veloreisen dauern nicht mehr zwei Jahre, sondern eher zwei, drei Wochen. Um exotische Länder zu erkunden, ist das natürlich viel zu kurz. Aber wir haben gemerkt, dass für die Kinder eine zweiwöchige Veloreise in der Schweiz genau so spektakulär ist wie für uns eine Weltreise. Die Kinder öffnen einem unterwegs die Augen für vieles, was wir vorher nie wahrgenommen haben. Es ist etwas ganz Neues und Spannendes, die Welt auf dem Velo nochmals aus Kinderaugen zu erleben.
Wie können Kinder für eine Veloreise motiviert werden?
Es braucht praktisch keine Motivation. Unsere Kinder haben die Geschichten und Fotos unserer Veloabenteuer seit Geburt an mitbekommen und möchten diese nun auch erleben. Fragen wir sie, was sie in den Sommerferien machen wollen, ist die Antwort klar: «Veloferien», die ganz viel Abenteuer bieten.
Wie werden kindertaugliche Veloferien geplant?
Es ist ganz wichtig, ein klares, kindertaugliches Ziel zu definieren. Fährt man einfach planlos drauflos, ist bei Kindern die Motivation schnell am Nullpunkt. Ein Ziel kann beispielsweise der Europapark sein oder das Schloss Chillon. Wir wohnen an der Reuss in der Nähe der Aare, da bietet es sich auch an, gegen den Strom zu fahren und zu erkunden, woher das Wasser kommt. Die Steigungen und Tagesdistanzen müssen aber gut auf die Kinder abgestimmt sein, aber in der Schweiz haben wir ein grossartiges Routennetz, das abseits des Verkehrs durch wunderschöne Landschaften führt.
Wie viel Spielzeug braucht es für unterwegs?
Jedes Mal nehmen wir Spielzeuge wie Frisbee und Fussball mit und stellen dann zu Hause fest, dass wir es gar nie ausgepackt haben. Denn unterwegs gibt es so viel Abwechslung, so viel Neues zu entdecken, dass es nicht nötig ist, Spielzeuge mitzunehmen. Das Wichtigste ist ein MP3-Player, vollgeladen mit Geschichten, die sie im Anhänger stundenlang hören können.
Kinderanhänger, Follow-Me oder eigenes Velo – was macht bei Kindern wann Sinn?
Begonnen haben wir mit einem umgebauten Tandem, das hinten eine zweite, erhöhte Kurbel hatte. So konnten die Kinder schon früh mithelfen zu trampen, hatten aber auch jederzeit die Möglichkeit, in den Anhänger zu hüpfen. Ein 16-Zoll-Velo hatten wir auch dabei, das kam jedoch meistens nur während Pausen zum Einsatz.
Später wollten die Kinder selber fahren, da kam ein eigenes Velo und eine Follow-Me-Kupplung dazu, um sie auf stark frequentierten Abschnitten zu führen. Der Kinderanhänger war zum Ausruhen aber immer noch sehr beliebt. Seit dem siebten Lebensjahr sind die Kinder nun aber ausschliesslich auf ihren Velos unterwegs.