Wie hat sich die Welt der Tourenradfahrer verändert?
Es gibt viele Nostalgiker, die sagen: Der Pioniergeist ist verloren gegangen, es ist kein Abenteuer mehr. Vor 30 Jahren sei alles besser gewesen, heute könne man sich im Internet über alles informieren und ein Handy bei sich tragen. Ich sehe das nicht so: Das Aufbrechen ist heute genauso aufregend wie damals. Natürlich kann man sich viel besser ausrüsten. Wenn ich nur an die Packtaschen denke, mit denen ich vor 30 Jahren gereist bin – das war eine Bastelei! Das Tourenradfahren ist heute auch viel präsenter und akzeptierter in den Medien und allgemein in der Gesellschaft. Es wird darüber berichtet, jeder kennt über Umwege irgendeinen, der eine Tour gemacht hat. Damit ist es aber auch angepasster und normierter geworden. Nur wenige brechen heute einzig um des Aufbrechens willen auf. Viele wollen mit einem Projekt die Welt und die Natur retten oder unbedingt ein Buch darüber schreiben oder einen Film realisieren. Manche suchen eher den Ruhm als den menschlichen Austausch. Damit sperrt man die Reise aber ein, denn eigentlich steht sie ja für Freiheit.
Heisst das aber auch: Man kann heute besser davon leben?
Vielleicht. Bei mir ist es ein ständiges Auf und Ab geblieben, genauso wie bei einem Künstler. Manchmal ergeben sich mehr Projekte wie Bücher, Filme oder Vorträge, manchmal eben weniger.
Über viele Reisen haben Sie im Veloplus-Magazin berichtet? Hat Ihnen das geholfen?
Ja, absolut. Das Unternehmen Veloplus hat von Anfang an an mich geglaubt. Sie haben mich mit Material unterstützt und mir eine Plattform geboten, um über meine Reisen zu berichten. Das war für beide Seiten gut. 1994 brach ich zu einer Reise auf, die insgesamt sieben Jahre dauerte – viel länger, als ursprünglich geplant. Diese Weltreise führte mich nach Japan, durch die damaligen GUS-Staaten nach Alaska und endete 2001 in Afrika. Ursprünglich wollte mich Veloplus für zwei Jahre mit Material unterstützen, das war der Deal. Aber nach zwei Jahren war ich immer noch in Tibet. Also fragte ich: Helft ihr mir weiterhin? Und sie sagten ja. Als ich 2001 im Senegal war, hatte ich kein Geld mehr, um Kette und Kettenscheibe zu ersetzen. Also fragte ich Veloplus, ob sie mir noch einmal helfen könnten. Und sie schickten mir die Ersatzteile per Paket. Viele Jahre später hatte ich die Möglichkeit, Theo Weilenmann, einem der Gründer von Veloplus, als Guide mein geliebtes Tibet zu zeigen. Damit schloss sich für mich ein Kreis: Aus der ursprünglichen Sponsoring-Partnerschaft ist eine Freundschaft geworden.